Fast jeder zweite der Bundesbürger fürchtet, seine Arbeitskraft zu verlieren. Über zwei Drittel nennen psychische Erkrankungen als eine der Hauptursachen für Berufsunfähigkeit. Allerdings verlässt sich mehr als jeder Fünfte nur auf die gesetzliche Absicherung. Dies zeigt eine repräsentativ gewichtete Yougov-Umfrage im Auftrag der DEVK unter über 2.000 Erwachsenen Bundesbürgern.
Annähernd jeder zweite Bundesbürger hat Angst davor, seine Arbeitskraft zu verlieren. Dies ist das Ergebnis einer Mitte April durchgeführten Onlineumfrage der Yougov Deutschland GmbH im Auftrag der DEVK Versicherungen. An Befragung haben 2.038 Erwachsene teilgenommen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind den Angaben zufolge repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Jeder Dritte hat keine Furcht vor Arbeitskraftverlust
Am häufigsten stecken hinter dieser Furcht finanzielle Gründe. Mehr als jeder dritte Befragte wählte diese Antwortoption. Frauen, Personen mit mindestens zwei Kindern und Auszubildende beziehungsweise Studierende äußerten sich überproportional häufig entsprechend.
Etwa jeder Neunte stimmte der Aussage „Ich habe vor allem deshalb Angst, meine Arbeitskraft zu verlieren, weil ich gerne arbeite.“ zu. Größere Abweichungen gab es nach den soziodemographischen Merkmalen Geschlecht, Berufstätigkeit und Kinder nicht.
Wie die Befragung weiter zeigt, fürchtet sich weit über ein Drittel nicht vor dem Risiko Arbeitskraftverlust. Grundsätzlich keine Angst davor, seine Arbeitskraft zu verlieren, hat allerdings nicht einmal jeder fünfte Befragte. Frauen, Personen mit mindestens zwei Kindern und Auszubildende beziehungsweise Studierende stimmten dieser Aussage deutlich seltener zu.
Jeder zehnte fürchtet das Risiko Arbeitskraftverlust nicht, weil er sich für diesen Fall gut abgesichert glaubt. Eine größere Abweichung nach oben gibt es nur bei den Befragten mit mindestens zwei Kindern: Hier äußerte sich mehr als jeder Achte entsprechend. Keiner der Aussagen stimmte knapp jeder vierte Befragte zu.
Die häufigsten BU-Ursachen aus Verbrauchersicht
Gefragt wurde ferner nach der subjektiven Einschätzung, welche gesundheitlichen Probleme besonders häufig zu Berufsunfähigkeit (BU) führen. Dabei konnten die Umfrageteilnehmer sich für bis zu drei vorgegebene Antworten entscheiden.
Ergebnis: Am häufigsten wurden psychische Krankheiten genannt. Dies ist nach einer Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) auch tatsächlich die häufigste BU-Ursache (VersicherungsJournal 30.11.2018, 29.3.2018).
Zu vergleichbaren Ergebnissen sind in anderen Untersuchungen auch das Analysehaus Morgen & Morgen GmbH (M&M), die Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland (VersicherungsJournal 25.4.2019) sowie die DAK-Gesundheit gelangt (VersicherungsJournal 29.1.2019).
Konkret schätzten laut der DEVK-Umfrage mehr als zwei von drei Verbrauchern psychische Erkrankungen als häufige BU-Ursache ein. Bei den Frauen war der Anteil überdurchschnittlich hoch und bei den Azubis und Studierenden unterdurchschnittlich ausgeprägt.
Fehleinschätzung bei Unfällen als BU-Auslöser
An zweiter und dritter Stelle folgen bei den besonders häufig vermuteten BU-Auslösern dicht beieinander Einschränkungen im Bewegungsapparat und Unfälle. Dies gaben jeweils mehr als vier von zehn Befragten an. Vor allem was die Unfälle betrifft, liegen die Befragten weit daneben. Denn eine BU geht den oben genannten Erhebungen zufolge in deutlich weniger als jedem zehnten Fall auf einen Unfall zurück.
Deutlich vom Durchschnitt abweichende Einschätzungen vertreten insbesondere die Auszubildenden beziehungsweise Studierenden. Sie sehen deutlich seltener Einschränkungen im Bewegungsapparat als BU-Ursache. Dafür nennen sie aber dafür aber umso häufiger Unfälle.
Die Positionen vier und fünf der Rangliste der besonders häufigen als BU-Auslöser angenommen Krankheiten belegen Krebs und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Dabei wurde Krebs deutlich häufiger von Frauen genannt.
Genau umgekehrt verhält es sich bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Frauen wie auch Auszubildenden beziehungsweise Studierenden deutlich seltener als besonders häufige BU-Ursache einschätzen.
Durchdringung von Policen zur Arbeitskraftabsicherung
Schlussendlich wollte der Versicherer noch wissen, wie die Befragten aktuell für den Fall vorsorgen, dass sie ihre Arbeit nicht mehr ausüben können. Ergebnis: Während jeder Neunte „Weiß nicht“ angab, hat sich nur rund jeder Dritte privat gegen den Arbeitskraftverlust geschützt.
Jeweils etwa jeder Siebte gab an, als Absicherung eine BU- beziehungsweise eine private Unfallversicherung zu besitzen. Dabei ist der Anteil unter den Befragten mit zwei oder mehr Kindern mit fast einem Viertel deutlich überproportional ausgeprägt.
Eine Erwerbsunfähigkeits- (EU-) Police nannte immerhin jeder 20., ein Grundfähigkeits-Versicherung nur jeder 50. Befragte. Hinzu kommt noch ein Anteil von einem Elftel, der sich nach eigenem Bekunden in naher Zukunft privat absichern will.
Mehr als die Hälfte besitzt keinen privaten Schutz
Mehr als die Hälfte der Bundesbürger hat sich laut der DEVK-Umfrage nicht privat gegen den Verlust der Arbeitskraft abgesichert. Für knapp 60 Prozent davon besteht nach eigenem Bekunden kein Bedarf dafür, weil sie derzeit nicht berufstätig sind. Insgesamt jeder fünfte Befragte gab an, sich auf die gesetzliche Absicherung zu verlassen.
Letzteres ordnet die DEVK als „bedenklich“ ein. Denn der Staat hat sich bereits vor etwa zwei Jahrzehnten aus dem Berufsunfähigkeits-Schutz verabschiedet. Bestandsschutz genießen nur Personen, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden.
Für alle jüngeren Arbeitnehmer gibt es im Falle des Verlusts der eigenen Arbeitskraft nur noch eine gesetzliche Rente wegen Erwerbsminderung. Und diese ist nicht besonders hoch: 2017 erhielt ein Neurentner im Schnitt knapp 716 Euro im Monat. Das dürfte in kaum einem Fall reichen, um den Lebensunterhalt weiter zu bestreiten.