Inflation

 

Mit 4,5 Prozent stieg die Inflationsrate im Oktober auf einen neuen, seit 28 Jahren nicht mehr

verzeichneten Spitzenwert. Für November hält die Bundesbank sogar eine noch höhere Rate für

möglich. Die meisten Ökonomen stimmen jedoch darin überein, dass einige ungünstig

zusammentreffende Einmaleffekte für die ungewohnte Teuerung sorgen. Im nächsten Jahr wird

mit wieder deutlich niedrigeren Werten gerechnet.

 

Wenn es nicht zu einer Dynamik kommt, vor der das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung

(DIW) nun warnt: Die Erwartung einer höheren Inflation kann eine Lohn-Preis-Spirale in Gang

setzen und so zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Erste Gewerkschaften

haben schon angekündigt, die hohen Teuerungsraten in die nächsten Tarifforderungen

einzupreisen. Steigen die Löhne, müssen die Unternehmen auch ihre Preise anheben, deren

Steigerung wiederum deutliche Lohnerhöhungen rechtfertigt. Und so weiter.

 

Hinzu kommt als Sondereffekt die von der Ampelkoalition beschlossene Erhöhung des

allgemeinen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde. Die Bundesbank erwartet dadurch „nicht

zu vernachlässigende Ausstrahlungseffekte“ auf die direkt darüber rangierenden Lohngruppen.

Sprich: Auch diese werden einen deutlichen Aufschlag verlangen. Der unter Fachkräftemangel

ächzende Arbeitsmarkt zumindest steht dem nicht entgegen. Eine Lohn-Preis-Spirale ist mithin

ein realistisches Szenario